Kinder verschwunden: Wie oft passiert das wirklich in Österreich?

Kinder verschwunden: Wie oft passiert das wirklich in Österreich?

6. September 2025 Allgemein 0

2 Min.

Wer kennt sie nicht, diese schaurigen Geschichten, die immer wieder durch Medien und soziale Netzwerke geistern? Lieferwagen, die verdächtig vor Schulen parken, Unbekannte, die Kinder ansprechen oder entführen wollen. Eltern geraten in Panik, Lehrer sind alarmiert, und die Polizei wird immer wieder um Stellungnahmen gebeten. Doch wie sieht die Realität wirklich aus? Wie oft verschwinden Kinder tatsächlich, und was steckt hinter diesen Fällen?

Laut der Hotline „Rat auf Draht“ werden in Österreich jährlich etwa 140 Fälle vermisster Kinder gemeldet. Die überwiegende Mehrheit davon sind keine klassischen Entführungen, sondern Kinder, die von zuhause weglaufen. Rund 69 Prozent der gemeldeten Fälle sind Ausreißer, während etwa 16 Prozent tatsächliche Entführungen sind, meist durch ein Elternteil, so „Rat auf Draht“ in ihrer Pressemitteilung. Persönliche Probleme oder familiäre Konflikte stecken hier oft dahinter.

Die nüchternen Zahlen: Vermisste Kinder und echte Entführungen

Das Bundeskriminalamt berichtet, dass 85 Prozent der vermissten Kinder innerhalb einer Woche wieder auftauchen, 95 Prozent innerhalb eines Monats und sogar 98 Prozent innerhalb eines Jahres zurückkehren. Diese Zahlen zeigen, dass die meisten Kinder nicht dauerhaft verschwinden, sondern bald wieder bei ihren Familien sind.

Im Jahr 2024 wurden laut Bundesjustizamt 46 Fälle von Kindesentführungen registriert, bei denen Kinder meist von einem Elternteil ohne Zustimmung des anderen sorgeberechtigten Elternteils mitgenommen wurden. Diese Fälle entstehen häufig durch Streitigkeiten um das Sorgerecht nach Trennungen oder Scheidungen, heißt es in einer Pressemitteilung des Bundesjustizamts.

Kindesentführungen: Ein Familiendrama statt Fremdenangst

Wie der ORF berichtet, sind die meisten Kindesentführungen in Österreich familiär bedingt. Meist handelt es sich um elterliche Kindesentführungen, bei denen ein Elternteil das Kind ohne Zustimmung des anderen mitnimmt. Die Beweggründe liegen häufig in emotionalen Konflikten, dem Wunsch, das Kind zu schützen oder den Kontakt zu bewahren. Das Haager Übereinkommen von 1980 regelt die Rückführung grenzüberschreitend entführter Kinder, um den Missbrauch in Sorgerechtsstreitigkeiten einzudämmen, erläutert das Bundesministerium für Justiz.

Alarmierende Berichte in Medien und sozialen Netzwerken: Was steckt dahinter?

Immer wieder führen Meldungen über verdächtige Lieferwagen oder Unbekannte vor Schulen zu Ängsten und Verunsicherung. Wie „Rat auf Draht“ betont, beruhen viele solche Berichte auf Missverständnissen oder Überinterpretationen harmloser Situationen. Polizei und Experten raten zu Wachsamkeit, aber auch zu Gelassenheit und warnen vor Panikmache.

Klare Abgrenzung zu Menschenhandel

Während Kinderhandel ein ernstes Thema ist, ist es laut der Europäischen Kommission in Österreich nicht mit Kindesentführungen zu verwechseln. Kinderhandel umfasst den Verkauf und die Ausbeutung von Kindern, etwa zu Prostitutionszwecken oder Bettelei, und wird von den Behörden gesondert verfolgt.

Weniger Horrorgeschichten, mehr Fakten

Auch wenn Schlagzeilen oft das Schlimmste befürchten lassen, zeigen die tatsächlichen Zahlen ein anderes Bild: Kindesentführungen sind selten, und die meisten vermissten Kinder kehren schnell zurück. Die größten Herausforderungen liegen in familiären Konflikten und der emotionalen Belastung für alle Beteiligten. Wer sich Sorgen macht, dem empfiehlt „Rat auf Draht“ die Hotline 116000, die schnelle Hilfe und professionelle Beratung bietet.

 

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