Das Migrations-Problem in Zahlen: Jeder zehnte Algerier, der nach Österreich kam, ist in Haft

Das Migrations-Problem in Zahlen: Jeder zehnte Algerier, der nach Österreich kam, ist in Haft

26. September 2025 Allgemein 0

3 Min.

Mehr als 53 Prozent der Insassen in Österreichs Gefängnissen sind Ausländer. Allein ihre Haft kostet jährlich mehr als 330 Millionen Euro. Die Debatte um Abschiebungen und internationale Rückführungsabkommen gewinnt an Schärfe.

Die aktuelle Insassenstatistik des Justizministeriums zeigt ein bemerkenswertes Bild: Von rund 10.000 Häftlingen in Österreichs Justizanstalten sind 53 Prozent Ausländer. Damit ist mehr als jeder zweite Insasse kein österreichischer Staatsbürger – obwohl der Ausländeranteil in der Bevölkerung nur rund 19 Prozent beträgt.

Besonders hohe Inhaftierungsquoten finden sich bei einigen kleinen Herkunftsgruppen. Unter den 1.449 in Österreich lebenden Algeriern sitzen 138 in Haft – das sind 95,2 pro 1000. Marokkaner (32,7), Georgier (25,3) und Nigerianer (12,3) folgen mit deutlichem Abstand. In absoluten Zahlen führen Serben (530 Inhaftierte) und Rumänen (458) die Liste der ausländischen Gefangenen an. Unter Österreichern liegt die Quote bei 0,61 pro 1.000, bei Deutschen sogar noch darunter (0,58). Deutsche sind damit die einzige große Migrantengruppe, deren Inhaftierungsquote niedriger ist als die der Einheimischen.

Das Justizministerium bezeichnet den hohen Ausländeranteil als „eine der großen Herausforderungen des Strafvollzugs“. Besonders betont wird die Bedeutung schneller Überstellungen in die Herkunftsstaaten. Diese sind nicht nur aus humanitären Gründen wichtig, sondern auch, um Platz in den Anstalten zu schaffen und die hohen Kosten zu senken. Personen ohne festen Wohnsitz oder gesicherte Meldeadresse erhalten zudem seltener bedingte Strafen oder diversionelle Maßnahmen, was die Zahl der tatsächlichen Haftstrafen erhöht. Auch Untersuchungshaft wird bei fehlender sozialer Bindung häufiger angeordnet. Das führt dazu, dass Ausländer überproportional im Strafvollzug vertreten sind.

Politische Dimension

Die Zahlen haben in den vergangenen Tagen internationale Aufmerksamkeit erregt. US-Präsident Donald Trump verwies in seiner Rede vor der UN-Generalversammlung explizit auf Österreich und bezeichnete den hohen Ausländeranteil als Beleg dafür, dass unkontrollierte Migration die öffentliche Sicherheit gefährde. Er forderte schärfere Rückführungsabkommen und die sofortige Abschiebung verurteilter Straftäter nach Verbüßung ihrer Haft.

Auch in Österreich wird seit Jahren über dieses Thema gestritten. FPÖ und Teile der ÖVP drängen auf eine konsequentere Abschiebungspraxis. Justizministerin Alma Zadić verweist dagegen auf menschenrechtliche Verpflichtungen, die Abschiebungen in Länder wie Syrien oder Afghanistan verhindern. Bei Staaten wie Algerien scheitern Rückführungen häufig an der Weigerung der dortigen Behörden, Rückkehrer zu übernehmen.

Österreich steht mit diesem Problem nicht allein. In Deutschland beträgt der Anteil ausländischer Häftlinge je nach Stichtag zwischen 36 und 49 Prozent. In der Schweiz liegt der Wert sogar bei über 70 Prozent – einer der höchsten in Europa. Auch Frankreich und Italien berichten von ähnlichen Tendenzen.

Allen Ländern gemeinsam ist, dass der Ausländeranteil in den Gefängnissen deutlich über dem Anteil in der Gesamtbevölkerung liegt. Das wirft Fragen nach Integration, sozialer Teilhabe und Prävention auf. Gleichzeitig zeigt es, dass Strafvollzugspolitik auch migrationspolitische Dimensionen hat.

Kostenfrage

Ein Haftplatz kostet den Staat aktuell durchschnittlich 183 Euro pro Tag. Bei mehr als 5.000 ausländischen Häftlingen summieren sich die jährlichen Kosten auf über 330 Millionen Euro – allein für diese Gruppe. Dazu kommen weitere Ausgaben für Sicherheit, Verwaltung und medizinische Versorgung.

Die Diskussion über Rückführungen ist daher nicht nur eine sicherheitspolitische, sondern auch eine finanzielle Frage. Eine konsequentere Überstellung in die Herkunftsländer könnte das Budget des Justizministeriums erheblich entlasten und Haftplätze für inländische Straftäter freimachen.

Kriminologen verweisen auf mehrere Risikofaktoren: junge Altersstruktur, hohe Arbeitslosigkeit, Bildungsdefizite und ein unsicherer Aufenthaltsstatus. Viele Delikte betreffen Eigentums- und Gewaltdelikte oder Drogenhandel. In der Statistik fallen vor allem Einbruchsdiebstähle, Raubdelikte und organisierte Bandenkriminalität auf, bei denen Tätergruppen aus bestimmten Herkunftsländern überdurchschnittlich oft vertreten sind. Hinzu kommt, dass bestimmte Taten – etwa Schlepperdelikte – fast ausschließlich von Ausländern begangen werden, weil sie direkt mit Migration zusammenhängen. Das erhöht den Anteil in der Gefängnisstatistik zusätzlich.

Zahlen stützen Forderung nach härterem Migrationskurs

Die österreichische Gefängnisstatistik ist eindeutig: Mehr als die Hälfte aller Insassen sind Ausländer. Einige Gruppen haben extrem hohe Inhaftierungsquoten, während andere – wie die Deutschen – kaum auffallen. Die Daten geben politischen Forderungen nach härteren Abschieberegeln neue Argumente. Zugleich stellen sie Fragen an die Integrations- und Sozialpolitik: Wie kann verhindert werden, dass bestimmte Gruppen dauerhaft überproportional in den Strafvollzug geraten?

Die Rede von US-Präsident Trump hat das Thema auf die internationale Bühne gebracht. Österreich wird damit stärker in den Fokus der Migrations- und Sicherheitspolitik rücken. Eine nüchterne, faktenbasierte Debatte ist notwendig – auch mit Blick auf die immensen Kosten von 183 Euro pro Hafttag und die daraus resultierende jährliche Belastung für den Steuerzahler.

Camilo Freedman/SOPA Images/LightRocket via Getty Images
Grafik: Statement

ℹ️ Dieser Beitrag stammt ursprünglich von statement.at

 

 

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