Sonja Sagmeister – die mutige Frau, die den alten politikverseuchten ORF vorführt

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Erneut hat die couragierte TV-Journalistin ein Gerichtsverfahren gegen ihren früheren Arbeitgeber ORF gewonnen: Sonja Sagmeister (50) wehrt sich gegen Willkür und Kündigung. Statement.at sprach mit der starken klugen Frau.
Mehr als 3000 Mitarbeiter, die größte Medienorgel des kleinen Österreichs, geballte Macht von ÖVP und SPÖ in allen Gremien und in den Manager-Büros, eine Bruderschaft des alten subventionierten Medienschaffens samt Macho-Anwandlungen: Andere würden klein beigeben, wenn sich ein derart aufgeblasenes rot-schwarz-grünes TV-Krokodil zum Angriff schleppt – Sonja Sagmeister tat das nicht.
Die TV-Journalistin durfte nicht mehr für die News-Sendungen Interviews machen, weil sie in einem Interview „nicht abgesprochene“ (!) Fragen an den damaligen Wirtschaftsminister (ÖVP) gestellt hat. „Nicht abgesprochen“: Werden sonst alle Fragen im Halb-Staats-Funk mit den zu befragenden Politikern denn abgesprochen? Und wenn ja: Warum? Was bekommt der ORF dafür? Gut, das weiß jeder Österreicher, der bis Drei zählen kann.
Sonja Sagmeister (50) stellte also Fragen an einen ÖVP-Politiker, die interessant, aber „nicht abgesprochen“ waren. Dafür wurde sie in eine ORF-Abteilung versetzt, in der Nachrufe auf noch lebende, aber laut ORF-Management vielleicht doch bald sterbende Menschen verfasst werden. Sonja Sagmeister meinte, sie wolle nicht bis zu ihrem Pensionsantritt am Ufer des Styx sitzen und warten, bis der gebührenpflichtige Charon den nächsten Bericht über einen verblichenen A-, B- oder C-Promi verlangt.
Sonja Sagmeister gewann zwei Prozesse gegen den ORF
Mithilfe der Arbeiterkammer prozessierte die Journalistin gegen diese irritierende Behandlung durch ein Medienunternehmen, das stets die Flaggen von Moral und Wokismus vor sich herträgt, um weiter etwas mehr als 700 Millionen Euro an Zwangsgebühren zugesprochen zu bekommen.
Sonja Sagmeister gewann die beiden Gerichtsverfahren gegen den ORF – statement.at hat berichtet. Und ihr wurde erneut gekündigt. „Natürlich lasse ich mir auch das nicht gefallen“, sagte die Journalistin im Gespräch mit statement.at. Und: „Es ist schon sehr hart zu sehen, wie sich manche männliche ORF-Stars hier positionieren. Und auch wie sich das Management des Rundfunks darüber äußert.“ So soll ein hochrangiger Abteilungsleiter gegenüber einem Medium gemeint haben, eher nicht mehr über den „Fall Sagmeister“ zu berichten. Der angeblich dazu gesagte Zusatz: „Der ORF gibt, der ORF nimmt.“
Das ist keine Drohung, das ist die Realität: Tatsächlich sind Österreichs alte, mit Regierungs-Werbeschaltungen im wirtschaftlichen und journalistischem Koma am Leben erhaltene Mainstream-Medien auch von den Werbeeinschaltungen des „lieben Kooperationspartners“ ORF abhängig. Der österreichische Gebührenzahler subventioniert über seinen ORF-Zwangsbeitrag auch ultralinke Publikationen wie den Falter oder den Standard, in denen der ORF – warum auch immer – Werbung schaltet.
Sonja Sagmeister passte da offenbar nicht mehr in den gebührenfinanzierten System-Bau der grauen Mäuse: Diese Frau wagte es doch tatsächlich, an einen Politiker Fragen zu stellen, die „nicht abgesprochen“ waren. Ja wenn das jeder machen würde? Was für Wahnsinn – da könnte die österreichische Politik-Schickeria „ihren“ ORF plötzlich nicht mehr im Griff haben …
Wer als Journalist „nicht steuerbar“ ist, hat bald Probleme
„Ja, die unangepassten Journalisten haben unter diesen Bedingungen kein langes Berufsleben vor sich“, meint dazu Sonja Sagmeister. Es gibt dazu einen oft in der Politik und in den heimischen Medienhäusern verwendeten Begriff: Der X, der ist ja „nicht steuerbar“. Dann kommt X eben in eine Außenstelle nach Salzburg. Oder Y muss seine mit Erfolg geführt Abteilung abgeben – weil er eben „nicht steuerbar“ sei, also nicht brav den Befehlen irgendwelcher Ministersprecher oder Partei-Spindoktoren folgt. Oder aber eine S – wie Sagmeister – muss dann eben die Nachrufe auf die noch nicht ganz so österreichischen Toten verfassen.
Die Wirkung ist klar, vor allem in wirtschaftlichen schlechten Zeiten, in denen die österreichischen Medienhäuser 25, manchmal sogar 50 Mitarbeitern auf einmal kündigen: Bestrafe einen, erziehe hundert – das sagte übrigens der kommunistische Massenmörder Mao Tse-tung.
Es gibt aber noch Hoffnung: Neuwahlen – und gleich danach eine ORF-Privatisierung.

Hintergrund: Das ist Sonja Sagmeister
ORF-Journalistin Sonja Sagmeister zählt zu den bekanntesten Wirtschafts- und Nachrichtenreporterinnen des Landes, sie ist inzwischen auch eine Symbolfigur im Streit um journalistische Unabhängigkeit im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Sagmeister arbeitete unter anderem in der „Zeit im Bild“, war EU- und NATO-Korrespondentin in Brüssel und profilierte sich besonders in Wirtschafts- und Geldwäschethemen.
Politisch löste der „Fall Sagmeister“ breite Diskussionen aus: Für viele Journalisten steht Sagmeister mittlerweile für den Kampf um die Pressefreiheit und die Frage, wie unabhängig (ORF-) Redaktionen tatsächlich agieren können.
TV-Journalistin Sonja Sagmeister bei einem ihrer Interviews in der US-Botschaft Credit: Foto privat
ℹ️ Dieser Beitrag stammt ursprünglich von statement.at
Sonja Sagmeister - die mutige Frau die den alten politikverseuchten ORF vorführt

