Dänemarks überraschende Kehrtwende: Gazprom darf plötzlich an Nord Stream 2 arbeiten

Dänemarks überraschende Kehrtwende: Gazprom darf plötzlich an Nord Stream 2 arbeiten

30. Januar 2025 Allgemein 0
Mette Frederiksen

Dänemarks Ministerpräsidentin Mette Frederiksen

Das nennt man eine 180-Grad-Wende: Plötzlich arbeitet Kopenhagen wieder mit Moskau zusammen. Dänemark erlaubt der russischen Gazprom, Reparaturarbeiten an den beschädigten Nord-Stream-2-Pipelines durchzuführen. Vielleicht setzt Europa wieder auf russisches Gas – und Dänemark sucht ein Druckmittel wegen Trumps Interesse an Grönland.

Damit hatte niemand gerechnet: Ausgerechnet Dänemark, bisher einer der treuesten Verbündeten der USA, kooperiert plötzlich mit der russischen Gazprom und lässt sie an den beschädigten Nord-Stream-Pipelines arbeiten. Die elf Milliarden Dollar teuren Pipelines waren am 26. September 2022 durch einen mysteriösen Sabotageakt gesprengt worden. Nun hat die dänische Energiebehörde der zu Gazprom gehörenden Nord Stream 2 AG die Genehmigung erteilt, Wartungsarbeiten an Nord Stream 2 in der Ostsee durchzuführen.

Beschädigte Pipelines sollen erhalten werden

Die Befüllung der Pipeline mit Meerwasser und Rückstände von Erdgas stellten ein ernsthaftes Sicherheitsrisiko dar, heißt es. „Die Arbeiten zielen darauf ab, die beschädigte Pipeline zu erhalten, indem maßgeschneiderte Stopfen an jedem der offenen Rohrenden installiert werden, um den weiteren Austritt von Gas und das Eindringen von sauerstoffhaltigem Meerwasser zu verhindern“, erklärte die dänische Energiebehörde. Im beschädigten Leitungsstrang der Nord Stream 2 sollen noch etwa neun bis zehn Millionen Kubikmeter Erdgas vorhanden sein, während der intakte Leitungsstrang noch mit Gas gefüllt ist.

Das Pipeline-Projekt hatte jahrelang für Streit zwischen Berlin und Washington gesorgt und war auch vom jetzigen US-Präsidenten Donald Trump kritisiert worden. Sie sollte russisches Gas nach Deutschland pumpen.

Erst im Dezember verhängte Washington neue Sanktionen gegen die Nord Stream 2 AG

Die offiziellen Gründe Dänemarks für die Zusammenarbeit mit Gazprom sind nachvollziehbar, politisch ist die Entscheidung jedoch hochbrisant, auch wegen des Zeitpunkts: Erst im Dezember hatten die USA weitere Sanktionen gegen die Nord Stream 2 AG und andere russische Unternehmen verhängt. „Sie betrachteten Nord Stream 2 als ein russisches geopolitisches Projekt und lehnten Bemühungen ab, das Projekt wiederzubeleben”, berichtet Reuters. Möglicherweise sind die Bemühungen, die Umweltauswirkungen zu reduzieren, nur ein Vorwand, um das umstrittene Projekt doch noch wiederzubeleben – und künftig auf den Kauf von teurem LNG zu verzichten.

Beobachter vermuten einen aktuellen Hintergrund für die Wende von Kopenhagen: Die Beziehungen zwischen Dänemark und den USA sind derzeit wegen Trumps Begehrlichkeiten auf Grönland schwer belastet. Möglicherweise sucht die dänische Regierung nach jedem möglichen Druckmittel. Ministerpräsidentin Mette Frederiksen absolvierte bereits eine Blitztour durch europäische Hauptstädte, um bei Verbündeten um Unterstützung im Umgang mit Trump zu werben.

Neuanfang mit Moskau?

Da sich die Aussichten auf einen Sieg der Ukraine ohnehin verdüstern, könnten die europäischen Staaten zudem einen Neuanfang mit Russland wegen des dringend benötigten Erdgases wagen.

Nach der Sprengung der russischen Pipeline im September 2022 vermuteten westliche Medien zunächst Moskau hinter dem Sabotageakt. Davon ist man inzwischen abgerückt. Derzeit wird entweder eine CIA-Operation mit Hilfe der US-Marine vermutet oder die Version einer Yacht mit ukrainischen Spezialisten an Bord verbreitet.

 

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