Der tiefe Fall der SPÖ – Kreiskys unfähige Erben

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Von 51 auf 18 Prozent in 45 Jahren
Die einst staatstragende Partei eines Kreiskys, Pittermanns und Androschs stürzt parallel zu Wirtschaft und Budget in eine totale Krise. Kann die SPÖ noch gerettet werden?
Jetzt sieht Österreich einen von 20 Social-Media-Mitarbeitern dirigierten Kremser Master of Science, der sich um 6000 Euro von einer PR-Agentur coachen lassen muss, damit die ORF-Pressestunden nicht ein komplettes Desaster wird.
Das nächste große Problem: das Vertrauen. Bedingt durch Punkt 1 – dem Niveau – haben immer weniger Österreicher das Vertrauen, dass die Sozialdemokratie ihre persönlichen Probleme lösen könnte/möchte. War die SPÖ gegen die unkontrollierte Massenzuwanderung? Nein. Ist die SPÖ für eine Aufhebung aller Pullfaktoren – etwa für eine Reduzierung der Mindestsicherung für Nicht-Österreicher in Wien? Nein. Ist die SPÖ mit Vehemenz gegen die „Koste es, was es wolle“-Politik während der Corona-Pandemie aufgetreten? Nein. Trat die SPÖ schon vor Jahren unter den Kanzlern Faymann und Kern für eine Steuersenkung der Unternehmen und eine Senkung der Lohnnebenkosten ein, damit die Wirtschaft mehr Arbeitsplätze schaffen kann? Nein.
Statt Leadership nur dümmliche Sprüche
Und noch etwas erklärt vielleicht, warum die SPÖ nun auf 18 Prozent (neueste Umfragedaten der Lazarsfeld-Gesellschaft) und nicht mehr auf 51 % der Stimmen in Österreich kommt: die Ignoranz. Schon mit Werner Faymann hat begonnen, was absolut fatal für jede Partei ist: Die Verweigerung der Wünsche der bisherigen Stammwählerschaft. Jeder Arbeitnehmer und SPÖ-Sympathisant, der die TV-Bilder vom Grenzsturm in Spielfeld oder im Burgenland gesehen hat, hatte vor dieser beginnenden Völkerwanderung Angst – aber anstatt Leadership bot der SPÖ-Kanzler schlechte Schmähs, statt einem bewachten Grenzzaun versprach der damalige Kanzler Werner Faymann „ein Türl mit Seitenteilen“, um seine ultralinken Genossen zu beruhigen (die ihn dann trotzdem wegputschten). Ebensowenig beachteten und beachten Faymann, Kern, Rendi-Wagner und Babler, dass zwischen der SPÖ und der FPÖ mehr Gemeinsamkeiten herrschen als zwischen SPÖ und ÖVP oder gar mit den NEOS.
Einer hat das aber doch erkannt, dass die Lebensrealität und die Bürgernähe in die SPÖ zurückfinden sollten: Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil, der mit einer weiteren Auszählung daran gehindert worden ist, die Bundespartei zu übernehmen und wieder Richtung 30 Prozent zu führen. „Es kommt nicht darauf an, wer wählt, sondern wer die Stimmen zählt“, meinte angeblich schon Josef Stalin.
Wann wird nun Andreas Babler gegangen werden – wie tief liegt die Schmerzgrenze von Kreiskys Erben?
Parmenion
Hier eine Übersicht über die Nationalratswahlen in Österreich seit 1945 mit den Ergebnissen der SPÖ und den jeweiligen Spitzenkandidaten und Parteichefs:
Wahljahr | Ergebnis SPÖ (Prozent / Mandate) | Spitzenkandidat / Parteiführung |
---|---|---|
1945 | 44,6 % / 76 Mandate | Karl Renner |
1949 | 38,7 % / 67 Mandate | Adolf Schärf |
1953 | 42,1 % / 74 Mandate | Adolf Schärf |
1956 | 43,0 % / 74 Mandate | Adolf Schärf |
1959 | 44,0 % / 78 Mandate | Bruno Pittermann |
1962 | 44,0 % / 76 Mandate | Bruno Pittermann |
1966 | 42,6 % / 74 Mandate | Bruno Pittermann |
1970 | 48,4 % / 81 Mandate | Bruno Kreisky |
1971 | 50,0 % / 93 Mandate | Bruno Kreisky |
1975 | 50,4 % / 93 Mandate | Bruno Kreisky |
1979 | 51,0 % / 95 Mandate | Bruno Kreisky |
1983 | 47,7 % / 90 Mandate | Bruno Kreisky |
1986 | 43,1 % / 80 Mandate | Franz Vranitzky |
1990 | 42,8 % / 80 Mandate | Franz Vranitzky |
1994 | 34,9 % / 65 Mandate | Franz Vranitzky |
1995 | 38,1 % / 71 Mandate | Franz Vranitzky |
1999 | 33,2 % / 65 Mandate | Viktor Klima |
2002 | 36,5 % / 69 Mandate | Alfred Gusenbauer |
2006 | 35,3 % / 68 Mandate | Alfred Gusenbauer |
2008 | 29,3 % / 57 Mandate | Werner Faymann |
2013 | 26,8 % / 52 Mandate | Werner Faymann |
2017 | 26,9 % / 52 Mandate | Christian Kern |
2019 | 21,2 % / 40 Mandate | Pamela Rendi-Wagner |
2024 | 21,1 % / 41 Mandate | Andreas Babler |
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ℹ️ Dieser Beitrag stammt ursprünglich von statement.at
Anmerkung: Franz Vranitzky hat den Startschuss für den Untergang der SPÖ gegeben, mit seinen Lügen zum EU-Beitritt