Kickl und die ungeliebte Koalition: Bereits jeder zweite Österreicher will eine neue Politik

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Das nächste Polit-Beben in Österreich: Bereits 47 % der Österreicher wollen „ein neues politisches System“ – für die schwarz-rot-pinke Koalition ist dies sicher kein Auftrag, so wie bisher weiterzumachen.
Die neueste Umfrage des Market-Instituts im Auftrag des Standard zeigt ein politisches Stimmungsbild, das so explosiv ist wie selten zuvor: Nur noch 53 Prozent der Wahlberechtigten wollen das bestehende politische System behalten. 47 Prozent – also fast die Hälfte des Landes – wünschen sich einen grundlegenden Umbau. Ein Wert, der für ein politisches Beben sorgt, die ÖVP-SPÖ-NEOS-Koalition ist fast am Ende.
Im Herbst 2023 war die Welt noch etwas stabiler: Damals sagten 59 Prozent, das System solle bleiben. Doch mit dem Höhenflug der FPÖ verschiebt sich die Stimmung deutlich: In der Wählerschaft der Freiheitlichen sprechen sich sieben von zehn Befragten für einen Systemwechsel aus. Und da die FPÖ in der aktuellen Hochrechnung bei gewaltigen 37 Prozent steht – acht Prozentpunkte über ihrem letzten Nationalratswahlergebnis – gewinnt dieser Wunsch erheblich an Gewicht.
Fast tragisch daneben wirken die Regierungsparteien: Die ÖVP landet bei mageren 19 Prozent, ein Absturz um etwa sieben Punkte seit der Wahl. Bei der SPÖ ist es ebenfalls ein kümmerlicher Wert von 19 Prozent, ein Minus von zwei Punkten. Stabil halten sich die NEOS bei zehn Prozent. Die Grünen legen leicht zu und liegen bei elf Prozent, die KPÖ kratzt mit drei Prozent moderat über ihrem Vorjahreswert.
Der wahre Sprengstoff steckt in der Kanzlerfrage
Herbert Kickl, der polarisierendste Politiker der Republik, führt bei der Kanzlerfrage mit 29 Prozent klar. Damit lässt er den amtierenden Bundeskanzler Christian Stocker weit hinter sich: Der ÖVP-Chef kommt nur auf schlechte 13 Prozent. Ein Wert, der einem Amtsinhaber normalerweise schlaflose Nächte bereiten müsste. Beate Meinl-Reisinger liegt mit elf Prozent überraschend auf Rang drei. Erst dahinter folgen SPÖ-Chef Andreas Babler und die grüne Spitzenfrau Leonore Gewessler mit jeweils sieben Prozent. Der SPÖ-Bundesparteichef liegt somit nur noch auf Platz 4 in der Kanzlerfrage – spätestens jetzt müsste die Sozialdemokratie aktiv Bablers Ablöse diskutieren. Und bemerkenswerter denn je: Ein Drittel der Bevölkerung kann sich überhaupt nicht für einen der Spitzenpolitiker entscheiden.
Nicht nur die Parteipräferenzen sind im Wandel – das Vertrauen in die gesamte Bundesregierung scheint zu erodieren. Nur noch 26 Prozent der Menschen glauben, dass die Regierung „die Probleme des Landes im Griff“ habe, zeigt die neue Umfrage. Drei von vier Befragten sehen das völlig anders. Und das Bemerkenswerte: Diese Skepsis zieht sich quer durch alle Lager. Selbst bei ÖVP- und SPÖ-Wählern glaubt jeweils nur ungefähr die Hälfte an die Problemlösungskompetenz der eigenen Parteien.
Die Stimmung kippt. Das Vertrauen bröckelt. Und die Sehnsucht nach einer radikalen Änderung wächst.
Ob dieser Trend in Richtung politischer Erneuerung führt, wird davon abhängen, ob die etablierten Parteien erkennen, wie ernst die Lage wirklich ist. Denn die Umfragen zeigen klar: Die Menschen verlieren die Geduld.
Photo by Christian Bruna/Getty Images
ℹ️ Dieser Beitrag stammt ursprünglich von statement.at
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