Pilnacek wollte der FPÖ “alles” sagen – einen Tag später war er tot

Pilnacek wollte der FPÖ “alles” sagen – einen Tag später war er tot

16. Februar 2025 Allgemein 0
Christian Pilnacek

 

Der Politkrimi um den plötzlichen Tod des Sektionschefs im Justizministerium Christian Pilnacek (60): Nach den Irritationen um den Obduktionsbericht kommt nun das nächste Indiz, dass es nicht Selbstmord war – nur wenige Stunden vor seinem Tod hat Pilnacek gegenüber FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker angekündigt, sich mit Herbert Kickl treffen zu wollen – damit er ihm „alles sagen“ könne.

“Ich kann mich noch gut erinnern: Es war beim Empfang der Ungarischen Botschaft hinter dem Burgtheater, da habe ich Christian Pilnacek getroffen und mit ihm im Festsaal angesprochen”, erinnert sich FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker an die Konversation mit dem suspendierten Sektionschef des Justizministeriums. Das Bild unten zeigt Hafenecker bei diesem Festakt in der ungarischen Botschaft am 19. Oktober 2023.

Hafenecker sagt, was bei der Klärung der tatsächlichen Todesursache von Christian Pilnacek durchaus hilfreich sein könnte: “Wir unterhielten uns bei dem Empfang in der Botschaft etwa 25 Minuten. Anfangs war der Sektionschef mir gegenüber etwas reserviert – ich habe ihm ja einige harte Fragen gestellt, als er beim U-Ausschuss vorgeladen war. Dann sagte Pilnacek aber, dass er ein Treffen mit Herbert Kickl möchte. Er müsse ihm von den “Missständen im Justizministerium” berichten – und er meinte dann, er müsse Kickl “alles sagen”.”

Eine Nacht zwischen der Bitte um den Termin bei Kickl und dem Tod

Laut der offiziellen Terminliste der Ungarischen Botschaft war dieser Empfang, an dem auch der ungarische Minister Gergely Gulyás eine Rede hielt, am Donnerstag, dem 19. Oktober 2023.

Christian Pilnacek wurde tot im seichten Wasser der Donau treibend am Morgen des 20. Oktober in der Gemeinde Rossatz (gegenüber Dürnstein) gefunden.

Die Ankündigung des Sektionschefs und ÖVP-Insiders, “alles” der FPÖ sagen zu wollen, fand also nur wenige Stunden vor seinem Tod statt.

Die offizielle Todesursache, die dann später vom Innenministerium genannt worden ist: Es sei “eindeutig” Selbstmord gewesen, eine Tageszeitung berichtete damals auch, dass dem alkoholisierten Christian Pilnacek wegen einer angeblichen Geisterfahrt in der Nacht von Donnerstag auf Freitag der Führerschein abgenommen worden sei. Der Mann, der schon monatelang den Druck einer Justizministerin sowie jenen aus der ÖVP aushielt und sich in brutalen U-Ausschüssen ausgezeichnet geschlagen hat, soll dann wegen einer Führerscheinabnahme die Nerven verloren haben …

Die Zweifel an der Suizid-Theorie wurden aber nie vollständig ausgeräumt: Christian Pilnacek war in Wien als Gentleman bekannt, immer perfekt gekleidet, immer höflich, immer korrekt. Für Bekannte und Freunde des Juristen passte alleine schon die Wahl der Todesart – ein Ertrinken im seichten Wasser –  nicht zu diesem Menschentyp.

Obduktionsbericht: 20 Verletzungen

Aktuell veröffentlichte jetzt auch der Ex-Abgeordnete Peter Pilz auf seinem Web-Magazin zackzack.at den Obduktionsbericht zum Fall Pilnacek. Auch damit wird die Selbstmord-Theorie nicht wirklich bestätigt: Im Obduktionsergebnis ist zu lesen, dass Christian Pilnacek kurz vor seinem Tod mindestens zwanzig zum Teil schwere Verletzungen erlitten hat – ein knochentiefes Hämatom am Oberschenkel, eine Hirnschwellung mit Schädel-Hirn-Trauma und 18 weitere Verletzungen.

Ebenso seltsam findet der frühere grüne Abgeordnete: Pilnaceks privates Handy verschwand wenige Stunden nach dessen Tod hinter dem Rücken der Staatsanwaltschaft aus den Ermittlungen – und wurde dann in Graz von der Gerichtspräsidentin mit dem Bunsenbrenner entsorgt.

Bisher geheim: Ein Protokoll von Pilnaceks Plan, sich mit der FPÖ-Spitze zu treffen

Und was bisher niemand wusste: Über das hochbrisante Gespräch mit Christian Pilnacek hat FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker gleich nach dem Treffen in der ungarischen Botschaft ein Gesprächsprotokoll angelegt.

Hier lesen Sie die wichtigsten Aussagen Pilnaceks kurz vor seinem Ableben:

Auf die Frage von Generalsekretär Hafenecker, was er – Pilnacek – derzeit mache, meinte der Jurist: „Ich warte auf die Wahlen.“ Und: „Mein Disziplinar-Akt wurde einfach nicht bearbeitet.”

Pilnacek: Spitze des Ministeriums werde “von den Grünen gesteuert”

Zu den Missständen im Justizministerium sagte der Ex-Sektionschef: „Zadic ist zwar Ministerin, aber führt das Ministerium nicht. Das Justizministerium führt nicht das Justizministerium, sondern die neue Kabinettschefin – und die ist nur Befehlsempfängerin und wird von den Grünen gesteuert.”

Hart kritisiert Pilnacek dann die Staatsanwaltschaften: “Mein Job war, der Politik einen entsprechenden Rahmen zu geben, um agieren zu können, weil sonst wäre jeder eingesperrt worden. Die Staatsanwaltschaften sind außer Rand und Band, und es finden sich immer irgendwelche Richter, die Untersuchungsbeschlüsse
ausstellen.”

Im Protokoll: “Was die StAs machen, ist komplett unterm Hund

Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) kam bei Pilnacek besonders schlecht weg: “Die Verurteilungsquote der WKStA lässt nur den Schluss zu, dass diese ein politisches Verfolgungsinstrument ist, sonst wäre sie schon längst zugesperrt.”

Und: “Was die StAs machen, das ist komplett unterm Hund, handwerklich mies. Sie versuchen mit juristisch komplett untauglichen Mitteln Hausdurchsuchungen zu erreichen, wo es ihnen nur um die Beifänge geht. Sie machen das bewusst, um drei Monate durch die Republik zu radieren.“

Abschließend gibt Pilnacek an, dass er sich gerne treffen würde, um die “unglaublichen Missstände in der Justiz” ausführlich zu schildern.

Aber zu diesem Treffen mit FPÖ-Chef Herbert Kickl und Christian Hafenecker kommt es nicht mehr.

Auch der „Presse“-Redakteur Gernot Rohrhofer berichtet in seinem neuen Buch über dieses Treffen und das Gesprächsprotokoll: “Er muss weg. Der Fall Pilnacek.” Seifert Verlag.

Hafenecker bei Festakt in der ungarischen Botschaft am 19. Oktober 2023

Hafenecker bei Festakt in der ungarischen Botschaft am 19. Oktober 2023

 

Aktenvermerk Treffen Christian Pilnacek 19.10.2023

Aktenvermerk Treffen Christian Pilnacek 19.10.2023

 

verdeckte Pilnacek-Tonaufnahme vom 28.7.2023

 

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