Selenskyjs geflohener Vertrauter: Timur Mindich am Strand von Tel Aviv entdeckt

Selenskyjs geflohener Vertrauter: Timur Mindich am Strand von Tel Aviv entdeckt

27. Dezember 2025 Allgemein 0

3 Min.

Timur Mindich einer der Hauptverdächtigen im Korruptionsskandal der Ukraine, soll an einem Strand bei Tel Aviv gesichtet worden sein und unbehelligt in Israel leben. Ob ihm die Flucht vor der Justiz über Österreich gelang, ist noch ungeklärt.

TEL AVIV/KIEW – Wochenlang galt einer der Hauptverdächtigen im größten Korruptionsfall der Ukraine als verschollen – nun hat der bekannte ukrainische Investigativjournalist Mykhailo Tkach von der Ukrainska Pravda bestätigt: Timur Mindich, ein enger Vertrauter Selenskyjs und einer der Tatverdächtigen der sogenannten „Operation Midas“, wurde an einem Strand bei Tel Aviv gesehen. Laut Tkach verweigert Mindich – der ukrainische Multimillionär mit der goldenen Toilette – entschieden, in die Ukraine zurückzukehren, um sich den dortigen Behörden zu stellen.

Ob ihm die Ausreise nach Israel über Österreich gelungen ist, konnte noch nicht geklärt werden. Der Multimillionär, der mit dem ukrainischen Präsidenten auch Geburtstag feierte, soll kurz nach seinem Verschwinden in Kiew für einige Tage in Wien gewesen sein.

Mindich, der über enge Verbindungen zu einflussreichen politischen Kreisen in Kiew verfügt, lebt demnach derzeit absolut unbehelligt in Israel. Dank seines israelischen Passes scheint er vorerst vor einer möglichen Auslieferung sicher, denn Israel liefert eigene Staatsbürger nur in Ausnahmefällen aus. Tkach berichtete, er habe Mindich persönlich angesprochen, dieser habe aber ruhig reagiert und klar erklärt, er sehe „keinen Grund, in die Ukraine zurückzukehren“.

Timur Mindich Screenshot X

Nach Recherchen mehrerer ukrainischer und internationaler Medien hat auch Mindichs Familie inzwischen in Israel ihren Lebensmittelpunkt gefunden. Seine Kinder besuchen dort Schulen, und sein Alltag soll unauffällig wirken – ein deutlicher Kontrast zu den schwerwiegenden Vorwürfen, die in der Ukraine gegen ihn erhoben werden.

Ob Mindich dürfte darauf setzen, den Kriminalfall einfach auszusitzen, bis sich das politische oder juristische Klima verändert. Allerdings: Sollte auch aus Washington ein Auslieferungsantrag kommen, dann ist Israels Regierung zum Handeln gezwungen – sollte das FBI tätig werden, könnte Israel zu einer Übergabe an die USA bereit sein.

Operation Midas – das Netzwerk der Bestechung in Kiew

Die im November 2025 öffentlich gewordene Operation Midas gilt als eine der größten Anti-Korruptions-Aktionen in der Geschichte der Ukraine. Ermittler der National Anti-Corruption Bureau (NABU) und der Specialized Anti-Corruption Prosecutor’s Office (SAPO) deckten ein weitreichendes System von Bestechung, Geldwäsche und Vetternwirtschaft auf. Im Zentrum der Affäre: Energoatom, der staatliche Betreiber der ukrainischen Atomkraftwerke, ein Schlüsselunternehmen für die ukrainische Energieversorgung.

Laut den Untersuchungen sollen Mittelsmänner im Umfeld von Timur Mindich und weitere Verdächtige systematisch Kickbacks zwischen 10 und 15 Prozent von Bau- und Sicherheitsfirmen verlangt haben, um Verträge oder Zahlungen zu sichern. Schätzungen zufolge flossen so 100 Millionen US-Dollar durch das Netzwerk. Ermittler sprechen von einer „kriminellen Organisation auf höchster Ebene“, deren Einfluss weit über den Energiesektor hinausging – also auch in den Verteidigungs- und Beschaffungsapparat.

Insgesamt führten die Behörden in den vergangenen 15 Monaten mehr als 70 Razzien durch und sicherten 1.000 Stunden an Audio- und Videoaufzeichnungen. Dutzende Personen stehen formal unter Anklage. Bei der Hausdurchsuchung in Timur Mindich fotografierten die Ermittler aus dessen vergoldete Toilette, die zum Symbol des ganzen Korruptionsfalls wurde (Statement Österreich – Selenskyjs Freund mit der goldenen Toilette: Timur Mindich könnte in Österreich sein).

Goldene Toilette im Appartement von Timur Mindich Screenshot X

Politische Folgen des Skandals

Die Enthüllungen um Operation Midas trafen die ukrainische Regierung in einer Phase, in der das Land ohnehin schwer durch den fortdauernden Krieg gegen Russland belastet ist. Am 19. November 2025 reagierte das Parlament mit einem drastischen Schritt: Justizminister Herman Halushchenko und Energieministerin Svitlana Hrynchuk wurden ihres Amtes enthoben – beide galten als politisch eng mit den Kreisen um Mindich verbunden. Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte, dass die Integrität seines Kabinetts Vorrang vor Loyalitäten habe. Wenige Tage später musste auch Selenkskyjs enger Vertrauter Andriy Jermak seinen Posten im Präsidenten-Palast aufgeben – er war Leiter des Präsidialamtes, zuvor Filmproduzent und Eigentümer der Garnet International Media Group.

Während Halushchenko und Hrynchuk jegliches Fehlverhalten bestreiten, gilt das Vertrauen in die politische Elite als tief erschüttert. Internationale Beobachter sehen in der Affäre einen Test für die Reformbereitschaft der Ukraine, insbesondere im Hinblick auf einen angestrebten EU-Beitritt.

Unterdessen genießt Timur Mindich in Tel Aviv offenkundig den Blick aufs Mittelmeer und bleibt ein Symbol für das, was viele Ukrainer seit Jahren kritisieren: Für die mutmaßliche Korruption – und dafür, dass sich die Tatverdächtigen irgendwie aus der Verantwortung winden können.

 

ℹ️ Dieser Beitrag stammt ursprünglich von statement.at

 

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