Sieben tote AfD-Kandidaten – die Fakten zur mysteriösen Serie

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Sieben tote AfD-Kandidaten vor der NRW-Wahl. Während Chefin Alice Weidel Spekulationen befeuert, sehen die Behörden keine Hinweise auf Fremdverschulden.
Eine ungewöhnliche Serie von Todesfällen überschattet den Kommunalwahlkampf im deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen. Besonders betroffen ist die AfD: Gleich sieben ihrer Kandidaten verstarben seit Anfang Juli. Unter ihnen der Dortmunder Ratsherr Wolfgang Seitz (59), Fraktionsvorsitzender im Regionalverband Ruhr. Er wurde von seiner Partei als „lebensfroher Kerl“ und „waschechter Malocher“ verabschiedet.
Neben Seitz starben Stefan Berendes (59) aus Bad Lippspringe, Ralph Lange (66/67) aus Blomberg, Wolfgang Klinger (71/72) aus Schwerte, Patrick Tietze (42, Suizid, Wipperfürth), René Herford (Alter unbekannt, Oberbergischer Kreis) sowie Hans-Joachim Kind (80, Remscheid). Alle standen noch auf den Wahlzetteln für den 14. September.
Die hohe Zahl innerhalb einer Partei rief sofort Spekulationen hervor. AfD-Chefin Alice Weidel schrieb auf X, vier ihrer Kandidaten seien relativ zeitgleich gestorben – und nannte dies später gegenüber Journalisten „statistisch fast unmöglich“. Ihr Stellvertreter Stephan Brandner sprach von einer „auffälligen Häufung“.

Screenshot Alice Weidel
Doch die Faktenlage sieht anders aus: Landesweit verstarben mindestens 17 Kandidaten aus neun Parteien und Wählergruppen. Neben der AfD sind auch SPD, Grüne, FDP, Freie Wähler, die Tierschutzpartei und mehrere lokale Listen betroffen. Da die Kommunen die Wahl in eigener Verantwortung durchführen, ist die Zahl möglicherweise noch höher – nicht alle Todesfälle werden zentral gemeldet.
Die Behörden betonen, es gebe keinerlei Hinweise auf Fremdverschulden. In zwei Fällen – Seitz und Berendes – wurden Todesermittlungsverfahren eingeleitet, weil die Notärzte „unklare Todesursachen“ vermerkten. Doch die Polizei schloss Fremdeinwirkung schnell aus. Bei René Herford lag eine bekannte Lebererkrankung vor, bei einem Kandidaten handelte es sich um einen Suizid.
Auch die Landeswahlleiterin Monika Wissmann sieht keinen Anlass für Spekulationen. Bei Kommunalwahlen mit zehntausenden Bewerbern komme es immer zu Todesfällen. Allein in Köln treten mehr als 1.800 Kandidaten an, für die CDU landesweit rund 25.000. Statistisch sei es also nicht ungewöhnlich, dass einzelne Bewerber versterben. Dass ausgerechnet sieben AfD-Kandidaten betroffen sind, sei ein auffälliger Ausreißer, aber kein Hinweis auf ein Muster.
Wahl findet statt
Für die Wahlleitungen ist die Häufung dennoch eine Herausforderung. Stimmzettel müssen neu gedruckt, Briefwahlunterlagen verschickt und Ersatzkandidaten aufgestellt werden. Juristisch gilt die Abstimmung am 14. September in den betroffenen Wahlbezirken als „Nachwahl“ am eigentlichen Termin. Für die Wähler ändert sich dadurch wenig – die Wahl findet wie geplant statt, nur mit neuen Namen auf den Listen.
Während die AfD-Bundesspitze auf Spektakel setzt, gibt sich der Landesverband inzwischen betont nüchtern. Vize Kay Gottschalk erklärte, es gebe „keine Hinweise auf Mord oder Ähnliches“. Doch im Netz kursieren die Gerüchte weiter – und dürften den Wahlkampf bis zum Wahltag begleiten.
Photo by Soren Stache – Pool/Getty Images
ℹ️ Dieser Beitrag stammt ursprünglich von statement.at