Trump-Mann über Brandstätter: „Helmut ist einer der Gründe, warum Europa stirbt“

Trump-Mann über Brandstätter: „Helmut ist einer der Gründe, warum Europa stirbt“

11. Dezember 2025 Allgemein 0

5 Min.

Ein Tweet gegen Elon Musk im Dienst der EU-Kommission – und plötzlich steht NEOS-Mann Helmut Brandstätter im Fadenkreuz der Trump-Truppe. Für seinen Seitenhieb „Zahl deine Rechnung, @elonmusk“ erntet er einen Shitstorm bis nach Washington. Ein Top-Trump-Vertrauter bringt X mit einem einzigen Satz zum Kochen.

„Helmut ist einer der Gründe, warum Europa stirbt“: Mit diesen Worten attackiert Richard Grenell, einer der engsten Vertrauten von Donald Trump, den österreichischen NEOS-EU-Abgeordneten Helmut Brandstätter öffentlich auf X.

Der frühere US-Botschafter in Deutschland und spätere kommissarische Chef der US-Geheimdienste teilte Brandstätters Tweet – und machte den Liberalen damit schlagartig zum Symbol für jenes Europa, das in der Trump-Welt als bürokratisch, abgehoben und selbstgerecht gilt.

Im Kreml und im Weißen Haus unerwünscht

Ob im Kreml oder im Weißen Haus: Helmut Brandstätter dürfte derzeit bei beiden Machtzentren nicht sonderlich willkommen sein. Zunächst, weil er besonders laut einen kompromisslosen Anti-Putin-Kurs verfolgt. Nun aber auch, weil sein Auftreten auf X – offenbar wider Erwarten – im Trump-Lager Aufmerksamkeit auf sich zog. Allerdings nicht im positiven Sinn.

Brandstätter gewinnt internationale Bekanntheit – gleichzeitig schrumpft jedoch der Kreis seiner außenpolitischen Ansprechpartner.

Der Auslöser: Musk gegen Brüssel

Der Schlagabtausch beginnt mit dem jüngsten Streit zwischen Elon Musk und der EU-Kommission. Der Tech-Milliardär ist außer sich, weil Brüssel gegen X wegen angeblicher Verstöße gegen den Digital Services Act eine Millionenstrafe verhängt hat – der exxpress berichtete.

 

Musk holt zur Generalabrechnung aus. Seine Forderung: „Die EU-Kommission sollte aufgelöst und durch ein gewähltes Gremium ersetzt werden. Der EU-Präsident sollte direkt gewählt werden.“ Seine Diagnose: „Das derzeitige System ist Bürokratie-Herrschaft, nicht Demokratie.“

„Pay your bill“ – Brandstätters Konter

Helmut Brandstätter reagiert kurz, scharf und öffentlich. Er schreibt: „Pay your bill, @elonmusk.“ – „Zahl deine Rechnung.“

Gemeint ist die 120-Millionen-Euro-Strafe der EU-Kommission gegen X. Doch genau dieser knappe Satz ruft nun einen mächtigen Gegner auf den Plan.

Grenell mischt sich ein

Richard Grenell, einer der schärfsten Trump-Vertrauten, teilt Brandstätters Posting – und legt nach: „Helmut ist einer der Gründe, warum Europa stirbt.“

Ein Satz, der sitzt – und der zeigt, wie Brandstätter in der Trump-nahen US-Politik wahrgenommen wird: nicht als Einzelstimme, sondern als Symbol für ein Europa, das aus Sicht vieler Amerikaner an Bürokratie, Überregulierung und moralischer Überheblichkeit erstickt.

Richard Grenell spricht während des dritten Tages des Republikanischen Parteitags 2024 in Milwaukee. Kurz zuvor hatte Trump ein Attentat überlebt.

Spott, Häme – und ein paar Verteidiger

Die Reaktionen auf X ließen nicht lange auf sich warten. Nach Grenells Angriff ging Brandstätters Name binnen Stunden um die Welt – vor allem durch das konservative und libertäre US-Milieu. Politisch pikant für einen Liberalen.

Der Ton: scharf, spöttisch, gnadenlos. „Zu viel Ehre – er ist eher ein Symptom als eine Ursache.“, „Nur ein sehr kleiner Grund – aber eben doch ein Grund.“, „Helmut der Brandstifter.“, „So viel Aufmerksamkeit hatte er … noch nie.“ Besonders oft kam der Vorwurf, Brandstätter agiere weniger als Volksvertreter und mehr als Sprachrohr eines anonymen, strafenden EU-Apparats.

Ein Nutzer formulierte es so: „Das ist keine Rechnung. Das ist Erpressung.“

Ganz ohne Verteidiger blieb Brandstätter nicht. Ein User bezeichnete ihn anerkennend als „echten Europäer.“ Doch solche Stimmen gingen im Sturm der Kritik fast vollständig unter. Ein anderer User widersprach Grenell in der Sache: „Europa stirbt nicht – vielleicht aber die EU.“

Vom Brüsseler Like zum globalen Fadenkreuz

Brandstätter dürfte mit seinem ‚Zahl deine Rechnung‘-Tweet wohl Applaus in der Brüssel-Blase erwartet haben. Stattdessen landete er – wegen acht Wörtern – im globalen Fadenkreuz konservativer US-Influencer. Was in Brüssel als loyale Verteidigung der Kommission gilt, wirkt in den USA wie das perfekte Klischee eines technokratischen Apparats, der erfolgreichen Amerikanern das Geld abpresst.

Damit steht eine größere Frage im Raum: Hat die EU-Kommission ein Demokratieproblem? Wer wirkt hier radikaler? Elon Musk mit seiner Forderung nach Direktwahl? Oder ein System, das Milliardenstrafen verhängt und von Beamten geführt wird, die kaum jemand kennt?

Vorgeschichte: Brandstätter legt sich mit Trumps Vize an

Bemerkenswert: Nicht zum ersten Mal eckt Helmut Brandstätter im Trump-Lager an. Wenige Tage vor dem Musk-Eklat lieferte er sich auf X einen Schlagabtausch mit US-Vizepräsident JD Vance.

Vance hatte die EU-Kommission attackiert, weil sie X wegen angeblicher „Zensur-Verweigerung“ bestraft hatte. Brandstätter konterte – und griff gleich die USA insgesamt an. Er schrieb eine „Botschaft an das Schweine-Land“ – eine Anspielung auf Trumps früheren Ausruf „Ruhe, Schweinchen!“, mit dem der US-Präsident einer Journalistin das Wort abgeschnitten hatte. Seine Botschaft: In Europa gebe es keine Zensur, alle müssten EU-Regeln einhalten, Trump bekämpfe die freie Presse – also solle Washington Europa in Ruhe lassen.

Danach legte Brandstätter nach und teilte die Pressefreiheitsrangliste von „Reporter ohne Grenzen“ – mit dem Kommentar „Nehmt das“, adressiert an Musk, Trump und Vance.

JD Vance reagierte kühl-spöttisch: „Quelle: Reporter ohne Grenzen – na bravo.“

Österreichische Medien sprachen von einem diplomatischen Eklat, FPÖ-Chef Herbert Kickl von einer „außenpolitischen Geisterfahrt“. In dieses aufgeheizte Klima platzte nun Brandstätters „Pay your bill“ – und machte ihn endgültig zum Lieblingsfeind konservativer US-Kreise.

Trumps Mann fürs Grobe

Wer ist also der Mann, der Helmut Brandstätter öffentlich zum „Grund für Europas Niedergang“ erklärt?

Richard Grenell gilt in der Trump-Welt als Vollstrecker mit Turbo: erzkonservativ in Sicherheitsfragen, offen homosexuell – und berüchtigt dafür, Konflikte nicht zu befrieden, sondern zuzuspitzen.

Richard Grenell: ehemaliger Botschafter in Deutschland, ehemaliger US-Geheimdienstchef und Trump-Vertrauter bis heute.

Schon unter Präsident George W. Bush machte er Karriere: Von 2001 bis 2008 war er Sprecher der US-Vertretung bei den Vereinten Nationen – länger als jeder seiner Vorgänger. Dann folgten PR-Branche, TV-Kommentator, und ab 2016 der Aufstieg in Trumps engsten Zirkel. Als Sondergesandter im Kosovo-Serbien-Konflikt setzte er auf harte Wirtschaftsdeals, in Washington gilt er als „Troubleshooter“ – einer, den man ruft, wenn es heikel wird.

Seit 2025 ist er Interimspräsident des traditionsreichen Kennedy Center in Washington, dem offiziellen Kulturzentrum der USA für Oper, Theater und Konzerte. Auch dort soll er den liberalen Kulturbetrieb im Sinne von „America First“ umkrempeln.

Richard Grenell (l.) gemeinsam mit US-Außenminister Marco Rubio beim Kennedy-Center-Empfang. Kurz darauf erklärte er auf X: „Helmut ist einer der Gründe, warum Europa stirbt.“

Kurz gesagt: Kein Seidenhandschuh-Diplomat. Sondern Trumps Mann fürs Grobe. Und jetzt ausgerechnet mit einem österreichischen NEOS-Politiker im Visier.

Foto: APA/HANS KLAUS TECHT/X/SCREENSHOT, APA/AFP/ANDREW CABALLERO-REYNOLDS, APA/AFP/ANDREW CABALLERO-REYNOLDS, APA/AFP/Brendan SMIALOWSKI

ℹ️ Dieser Beitrag stammt ursprünglich von exxpress.at

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Zurück
WhatsApp
Telegram
Anrufen